Quirinus-Fund

Messkelch mit der Darstellung des heiligen Quirinus aus dem Jahr 1946.

Quirinus−Fund in St. Josef

Überraschungen sind immer noch möglich, obwohl der Quirinus−Kult in Neuss tausend Jahre alt ist und vor 800 Jahren schon der Grundstein für die heutige Münsterkirche gelegt wurde. Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, hütet die Pfarrkirche St. Josef an der Gladbacher Straße zwei sehenswerte Darstellungen des Neusser Heiligen – auf einer Monstranz von 1890 und auf einem Messkelch aus dem Jahre 1946.
Küster Norbert Braun präsentierte nun beide Objekte einer Delegation der Gesellschaft der St. Quirinus’ Schötzejeselle, die sich der Erforschung und dem Erhalt des Brauchtums um den Neusser Heiligen verschrieben hat. Rund 500 Verehrungsorte in Mitteleuropa hat die Gesellschaft schon gelistet – St. Josef in der Neusser Nordstadt war bisher nicht darunter.
„Beide Darstellungen sind für uns neu“, gibt Peter Hommers zu, „wir haben auch in alten Schriftsätzen bisher keine Hinweise auf eine Quirinus−Verehrung in der Nordstadt gefunden.“ Der ehemalige Leiter der Neusser Volkshochschule (VHS) organisiert für die Schötzejeselle die engagierte „Forschungs− und Archivgruppe“.
Bei der Monstranz, die bis heute genutzt wird, handelt sich um ein Geschenk von Wilhelm Reinartz an die damals noch junge Kirchengemeinde St. Josef (1885). Zu ihrem Schmuck gehört auch eine kleine, figürliche Darstellung des heiligen Quirinus. „Er wurde vermutlich in das Szenario aufgenommen, weil er der beliebte Neusser Stadtpatron ist“, versucht Norbert Braun zu begründen, warum sich der Künstler für St. Quirin entschieden hat.
Die Verehrung als Stadtpatron wird auch der Grund sein, warum Quirinus auf dem Messkelch von 1946 zu sehen ist. Damals, direkt nach dem Weltkrieg, sammelten die Gläubigen Schmuck, aus dem der Kelch gefertigt wurde: Ein Geschenk der Gemeinde für Pastor Peter Becker, der sein silbernes Priesterjubiläum feierte.
In der Nordstadt ist eine dritte Quirinus−Darstellung bekannt. Sie stammt von Peter Hecker (1884 bis 1971), der die Chorbilder in der Barbarakirche an der Blücherstraße schuf. Hecker gehört zu den führenden Vertretern des rheinischen Expressionismus, dessen Können auch am Berliner Hedwigsdom und am Kölner Dom gefragt war, wo er den aus Neuss stammenden Kardinal Josef Frings als Geigenspieler zeigte. Peter−Dieter Schnitzler vom Initiativkreis, der die Jeselle nun bei der Quirinus−Spurensuche in der Nordstadt begleitete, geht davon aus, dass das Quirinus−Bildnis eine Verneigung vor dem Stadtpatron und der Neusser Hauptkirche ist. (Ludger Baten, veröffentlicht in der NGZ vom 18. Juni 2012)